Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene. Offenbar hatten die jungen......
Planlos
Der Journalist fährt nochmals nach Morwell (Braunkohlenmine). Nicht weil es ihm da so gut gefallen hat, sondern für weitere Recherche. Ich nutze den Tag für weiteres Basteln am Fahrzeug (Entschuldigung, Qualitätsverbesserung der internen Komfortausstattung) und lasse dabei den gestrigen Tag Revue passieren, schliesslich hatte ich da zum ersten mal Melbourne besucht.
Geendet hatte dieser Tag in einem urbanen Lokal und vielen unterhaltsamen Geschichten eines lokalen Journalisten. Unter anderem weis ich nun, dass es in Australien ein erfolgreiches Magazin gibt, mit dem vielversprechenden Titel „Hünchen die Grunzer erschlagen“ oder englisch „Chicks Smashing Grunters“. Es sollte uns eine Vorahnung dessen geben, was uns auf der Reise westwärts noch so begegnen könnte.
Davor hatte ich den Melbourne-Star besucht, ein weiteres Riesenrad welches einem eine wunderbare Stadtsicht ohne mühsames Treppensteingen beschert. Da ich die ganze Gondel für mich hatte, habe ich dann auch ganz brav alle Regeln nicht befolgt. Ich bin auf die Bank gestiegen, habe mich an die Türe gelehnt, versuchte vergeblich zu schaukeln und habe vor allem einen Kaffee in das mir zugeteilte Glas-Stahl-Ei geschmuggelt, schliesslich gilt Melbourne als Kaffeestadt schlechthin.
Aber eigentlich war das Riesenrad nur ein Abstecher auf meiner Stadtradtour, da mir nach einem ausgiebigen Hafenrundgang die Füsse schmerzten. Der Melbourne Grand Prix stand bevor, also lagen die Reichen&Schönen mit ihren Superyachten an den Docks. Also die Schiffe lagen da, die Reichen&Schönen lagen wohl eher auf deren Decks.
Klar wollte ich deshalb etwas Schiffchen gucken. Da die Reichen&Schönen aber gerne unter sich sind, standen überall mobile Gitterzäune und versperrten den Zugang zu den Piers. Einem leicht genervten Blumenmädchen hielt ich deshalb eine Zugangspforte auf, während sie kübelweise Blühtenpracht anschleppte. Sie blickte den langen Steg entlang und meinte: „Schade, dass ich Dich nicht mitnehmen kann.“ Ich bin mir sicher, sie dachte an die vielen weiteren verschlossenen Türen.
An den Hafen gelangte ich mit dem Tram. Melbourne hat ein wunderbares Tramsystem und der innere Kreis ist kostenlos und wird von historischen Trams befahren. Das Schienennetz erschien mir auch historisch und während es rüttelte und quietschte frug ich mich, ob die Briten, die in ihrem Imperium überall Schienen verlegten, etwa vergessen hatten zu erwähnen, dass diese hin und wieder ersetzt werden sollten. Jedenfalls lernte ich während der Fahrt viel über die Stadt und ihr Tramnetz, offenbar das grösste der Welt. Ich prüfte diese Aussage nicht nach, da so vieles in Australien als das Grösste, Längste, Beste oder Umfangreichste bezeichnet wird. Vielleicht ist der Rest der Welt so weit weg, dass man sich ständig mit ihr vergleichen muss, um sie nicht ganz zu vergessen. Den Rest der Welt kümmert dies wenig und sie vergisst Australien auch immer mal wieder.
Dabei hat Australien zum Beispiel eine prosperierende Filmszene mit mehr als den Aushängeschilder Cate Blanchett oder Russel Crow (Mel Gibson wurde ja erfolgreich in die USA exportiert). Das ACMI (Australian Center for the Moving Image) gab mir einen umfassenden Einblick. Die Gestaltung der Mediathek ist besonders gut gelungen, mit gut einem Duzend Loungeecken, grossen Flatscreens und einem uneingeschränkten Zugriff auf das gesamte australische Filmschaffen.
Eine Werbung für eine Ausstellung über Cate Blanchett hatte mich bereits in der Victoria Station neugierig auf das ACMI gemacht. Und so wurde das Museum mein erstes Ziel, als ich planlos mit der Stadtbahn in Melbourne ankam.
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