Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene. Offenbar hatten die jungen......
Angst
Ja, ich habe Angst. Und ich bin froh darüber. Angst ist eine grossartige Errungenschaft unserer Entwicklung. Sie schärft die Sinne, bereitet uns auf eine schnelle, kraftvolle Reaktion vor, aktiviert Erfahrungen und schützt uns damit vor tatsächlichen oder vermeintlichen Gefahren. Das Zentralnervensystem ist in Hochform. Wir Menschen brauchen die Angst.
Die Angst ihrerseits braucht schnelle Erklärungen. Ist das Rascheln im hohen Gras die Raubkatze (Flucht) oder die Gazelle (Mittagessen)?
Wie reagieren wir jedoch, wenn wir dem Grundgefühl Angst keine schnelle Strategie zur Überwindung zuordnen können? Wieviel Unsicherheit lassen wir zu, bis die Angst in Panik umschlägt und wir letztlich starr vor Angst nicht mehr fähig sind zu reagieren? Dann sind wir der Bedrohung ausgeliefert, hoffend, dass sie wie ein Unwetter möglichst schadensfrei vorbeizieht. Möglichst.
Angst entsteht, wenn die Bedrohung real und der erwartete Schaden gross, die Chance zu reagieren oder Hilfe zu bekommen, jedoch klein ist. Panik und Angststarre vermeiden zu wollen, ist natürlich. Folglich sind wir alle empfänglich für simple Lösungen, wenn komplexe Probleme uns verunsichern.
Und. Genau. Damit. Spielt. Die. Politik.
Von Links bis Rechts. Komplexe Probleme werden vereinfacht und zu Bedrohungen hochstilisiert. Der natürlichen Angst, werden simple Lösungen entgegengesetzt. Und diese Lösungen werden an der Urne verkauft.
Politik ist ein Geschäft mit der Angst.
Diese wunderbare, beschützende und starke Emotion wird instrumentalisiert, um besorgte Bürgerinnen und Bürger abhängig zu machen. Abhängig von jenen, welche vorgeben die künstlich geschürte Angst zu bekämpfen, um umgehend wieder erneut Angst zu schüren. Lösungen entstehen daraus nicht.
Die Schweizerische Volkspartei beherrscht dieses Instrument aktuell hervorragend.
Ich weiss, dass ich in einem Land und zu einer Zeit lebe, die sicherer ist, als je zuvor. Ich weiss, dass komplexe Probleme unsere Gesellschaft herausfordern, so wie jede Generation zu jeder Zeit Aufgaben zu bewältigen hatte. Ich weiss, dass mich diese Probleme zeitweise beängstigen und ich mir einfache Lösungen wünsche.
Aber ich lass mir meine Angst nicht instrumentalisieren.
Ich sage NEIN zu einer Politik der Angst. Ich sage NEIN zur Durchsetzungsinitiative.
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