Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene. Offenbar hatten die jungen......
Museumswürdig
Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene.
Offenbar hatten die jungen Menschen soeben Kunstunterricht, und so landet die Gruppe beim Thema Design. Es wird spannend. Begriffe wie Bauhaus, Neoklassik und Postmoderne werden in die Runde geworfen. Wir fahren an der Oper vorbei. Die Jungs üben sich in ihren Gender-Stereotypen, sind laut, erklärend und ein bisschen besserwisserisch. Die Mädchen beweisen versteckt ironische Sachkompetenz und sind vor allem unter sich selbst und mit dem bewussten Ignorieren der radschlagenden Pfauen beschäftigt.
Einem der Hähne wird diese schnöde Verletzung jugendlichen Stolzes zu bunt und er setzt zur belehrenden Tirade über die (soeben gelernte) Formensprache an, unterbricht sich aber, deutet nach draussen und ruft: „Schaut, da sind genau die Lampen, die wir soeben im Unterricht besprochen hatten“.
Mehrere Augenpaare lösen sich kurz von den kleinen Bildschirmen und schauen verwirrt in die reale Welt: „Wo?“
Sichtlich erfreut über die ihm zugeteilte Aufmerksamkeit meint der Redner:“Da, rechts, in dem Museum da!“
Eines der Mädchen dreht fast unmerklich den Kopf nach rechts, blickt nach draussen, blickt den Jungen an, nimmt eine Kunstpause und fragt:“Ach, Du meinst das Kaufhaus Globus?“
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