Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene. Offenbar hatten die jungen......
Wasserwelten
Endlich haben wir die Great Ocean Road erreicht, dieses berühmte Stück Strassen, das sich zwischen Melbourne und Adelaide der Küste entlang windet. Ausgangspunkt ist das Städtchen Torquay, Heimat des Australischen Nationalen Surfer Museums (ja, so etwas gibt es).
Da das Wohnmobil an der Beachfront steht, der Journalist den täglichen Agenturcheck macht, beschliesse ich mit Flossen, Schnorchel und Taucherbrille auf Unterwasser-Fotojagd zu gehen.
Die Sonne scheint, die Wellen brechen sich am Strand und eine schmale felsige Landzunge verspricht eine spannende Unterwasserwelt.
Dem ist auch so, nur dass die Strömung doch recht stark, die Dünung doch recht hoch und deshalb mein Wohlfühlfaktor doch recht klein ist.
Ich schwimme zum Ufer zurück, ganz der Taucher mit Blick auf und einigen Abstechern zum Grund. Als ich mich beim Luftholen umsehe, zischt wenige Meter vor mir ein Surfbrett vorbei. Wir sind beide überrascht, was mir einen grossen Schluck Salzwasser und der Surferin den Sturz ins Wasser beschert.
Sie kehrt das Brett und paddelt zu mir. Wir tauschen ein paar entschuldigende Worte und sie fragt mich, während sie rittlings auf dem Brett sitzt, woher ich denn käme. Ich treibe dank Neoprenoberteil gemütlich im Wasser und deute auf die Spitze der Landzunge, was sie vor Lachen fast wieder ins Wasser stürzen lässt.
Sie kommt ursprünglich aus Schweden, hat sich für zwei Stunden von Mann und Kindern abgemeldet, um in der Abendsonne zu surfen, bevor sie sich alle in einer kleinen lokalen Brauerei zum Abendessen treffen.
Ich erzähle von meiner Australienreise und dem vergeblichen Versuch hier einige Unterwasserbilder zu machen. Ob es sie störe, wenn ich versuchen würde, sie beim Surfen zu fotografieren, das wäre eine spannende Herausforderung.
Ihr gefällt die Idee und so entsteht ein unterhaltsames Spiel mit mir meist unter und ihr meist über dem Wasser.
Während wir auf die grossen Wellen warten, fliegen scherzende Worte und kurze Episoden aus unseren Leben hin und her, die dann mitten im Satz unterbrochen werden, wenn sie losrudert um den nächsten Brecher zu erwischen.
Es ist eine amüsante und doch sehr ungewöhnliche Unterhaltung, die erst endet, als der Akku meiner Kamera seinen Dienst einstellt.
Ich verabschiede mich und wir wünschen uns gegenseitig weiterhin viel Spass auf und unter dem Wasser. Und während sie dem nächsten Wellenkamm entlang gleitet und ich zum Strand schwimme, fällt mir auf, dass wir nicht einmal die Namen getauscht hatten.
Tja, Begegnungen auf hoher See zwischen den Wasserwelten hatten schon immer eine mythisch-flüchtige Komponente.
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