Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene. Offenbar hatten die jungen......
Aufs Wasser hinaus
Ich bin aufgeregt. Heute ist es soweit, das erste grosse Highlight der Reise. Auf die Frage des Journalisten, was ich denn in Sydney machen möchte gab es nur eine Antwort. Endlich im Sydney-Harbour segeln.
Er fand die Idee grossartig, organisierte zwei sympathische Mitsegler und charterte gleich mal eine Yacht. Die Frage ob mit oder ohne Skipper klärte ein Blick auf die Seekarte. Nö, hier bin ich froh einen Captain an Bord zu haben, der die Gewässer, Gezeiten und Gebräuche der Grossschifffahrt kennt (herrliches Wort, dreimal s und dreimal f in Folge. Deutsch macht Spass).
Wir trafen Skipper und die zwei weiteren Crewmitglieder direkt am Liegeplatz in einer der unzähligen Buchten des Hafens. Der Sydney-Harbour ist der grösste Naturhafen der Welt. Eigentlich frustrierend für den berühmten James Cook, dass er zwar die Einfahrt verzeichnete, den Hafen selbst aber nicht erforschte.
Dafür machen wir uns auf und setzen unter der fachkundigen Anleitung von Skipper Nigel mal das Grosssegel. Eine leichte Briese trägt uns in den Hafen hinaus, die Sonne scheint, ich steh am Ruder, das Leben könnte nicht schöner sein.
Wenn einem eine der unzähligen schnellen Katamaran-Fähren nicht plötzlich den Weg abschnitte. „Cowboy“, entfährt es Nigel. „Hat die Berufsschifffahrt hier auch Vortritt?“, frage ich ihn. Er grinst: „Eigentlich nein, aber hier im Hafen gilt, Stahl hat Vortritt vor Holz und Holz vor Polyester.“ Gut, kann man sich ja mal merken.
Das berühmte Opernhaus lassen wir steuerbord achtern und kreuzen gegen den Wind für gute anderthalb Stunden Richtung offene See. Die Grösse der Dimensionen sind verblüffend. Je näher wir der Einfahrt kommen, desto rauer wird das Wasser.
Eine deutliche Untiefe an der sich die Wellen brechen, umfahren wir im Lee. „Das wird schon passen“, meint unser Captain, „es hat da einen einige Meter breiten Graben.“ Die Drift treibt uns für meinen Geschmack doch sehr nahe an die Seezeichen, aber der Skipper demonstriert stoische Ruhe.
Gerne hätte ich dem Ozean Hallo gesagt, aber Nigel möchte uns Kaffee und Eis offerieren, also drehen wir zum Middle Harbour ab. Fliegende Händler in angejahrten Schaluppen tingeln da von Boot zu Boot und verkaufen die ersehnten Erfrischungen über die Bordkanten hinweg.
Ein Sprung ins klare Wasser und es wird mir erstmals so richtig bewusst, dass ich in Australien angekommen bin. Gut so.
Auf dem Rückweg zeigt Nigel die vielen natürlichen Orientierungsmarken im Hafen. Er scheint ihn wirklich gut zu kennen. Ob er denn täglich mit Touristen ausfahre, will ich von ihm wissen.
„Ja, draussen bin ich schon täglich, aber nicht mit Touristen, sondern beruflich mit meinem Schiff.“
„Dein Schiff?“
„Nun ja, ich schippere für die Navy Schiffsdiesel und kommandiere einen kleinen Tanker. Die mussten die Lagertanks gegenüber vom Militärhafen bauen, wegen der Tiefe. Nur dort können die Öltanker direkt die Ladung löschen. Ich verteile den Brennstoff dann.“
„Mit einem kleinen Tanker. Was heisst in dem Zusammenhang – klein?“
„Och, nur so etwas über 70 Meter.“
Sprachs, lehnte sich gemütlich zurück und gab dem Journalisten der am Steuer stand eine Kurskorrektur durch.
Oh Captain, my Captain!
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