Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene. Offenbar hatten die jungen......
Die Unsichtbare
In Canberra sind wir am Vorabend angekommen. Die Hauptstadt Australiens überraschte mich sehr, insofern als dass ich sie kaum gefunden hatte. Wir hatten zwar ein Strassenschild mit der Aufschrifft Canberra passiert, aber passiert ist nichts. Da waren herrliche Parks, breite (sehr breite) Strassen, jede Fahrspur mit einem Grünstreifen getrennt. Erwähne ich schon, sehr, sehr breit. Sie hatte sogar Velostreifen. Und zusätzlich oft einen abgetrennten Veloweg. Selten solch breite Strassen gesehen. Und absolut ohne Verkehr.
Ab und zu gab es mehr oder minder hässliche Bausubstanz. Viele Baustellen und viele unbebaute Parzellen. Bei der Suche nach einem Lebensmittelgeschäft vom Campingplatz zum Flughafen, fuhr ich entlang eines verlassenen Strassenzugs querte einen ruhigen Fluss, ein lauschiges Wäldchen und genoss diese verkehrsfreie, etwas unreale Welt. Aber eine Stadt, geschweige denn eine Hauptstadt fand ich nicht.
Zurück auf dem Campingplatz fand ich dafür Menschen.
Zum Beispiel das Ehepaar auf dem Nachbarsplatz. Beide in den 60ern, aus Adelaide und ohne Convicts als Vorfahren. Ihre Entschuldigung in Canberra zu sein, ist die hier wohnhafte Tochter. Diese besuchen sie regelmässig und fahren dazu über 1’200 km (ca. das Äquivalent von Rom nach Prag), wohnen dann aber jeweils auf dem Campingplatz. Weshalb? Das blieb ihr Geheimnis.
Und ja, Canberra sei etwas sehr ruhig, aber ob wir schon das War Memorial besucht hätten?
Dann ist da der Wohnwagen schräg gegenüber. Ein Doppelachser mit viel Bodenfreiheit, offenbar gemacht für Offroad-Campen. Die Besitzer bauen als erstens Ihre Satelitenschüssel auf, kommen dann aber für ein kurzes „Hello mate“ vorbei und entschuldigen sich in Canberra zu sein, es sei nur ein Zwischenstopp, auf dem Weg in den warmen Norden während der Wintermonate (daran werde ich mich wohl nie gewöhnen). Ob wir eigentlich schon das War Memorial gesehen hätten?
Der Dritte Kontakt, nennen wir ihn Bruce, hat einen guten Grund in Canberra zu sein, er besucht das War Memorial. Ausserdem ist er stolzer Australier mit Wurzeln bis zu den Convicts, aber nur solche mit „minor crimes“ wie er versichert.
Der Journalist und ich versichern uns gegenseitig, nun wirklich Hunger zu haben, komplementieren damit den letzten Besucher quasi von unserer Parzelle und sind uns gewiss, dass wir bei Gelegenheit wohl das War Memorial besuchen sollten. Oder vielleicht auch das Parlament, dass sollte es in Canberra ja auch geben.
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