Ein Tram voller Teenager. Wie meist, schön gruppiert nach Männlein und Weiblein. Die Worte fliegen hin und her, sowohl verbal wie offenbar auch gleichzeitig via die ständig betippten Smartphones. Der Unterhaltungswert ist den adoleszenten Interessengebieten angemessen, ausserdem fehlt die elektronische Metaebene. Offenbar hatten die jungen......
Zeit totschlagen
Heute besuchen wir einen Dinosaurier. Also, nicht einen echten, lebenden, auch nicht einen ausgegrabenen, obwohl, mit Graben hat es viel zu tun.
In Morwell wird Braunkohle im Tagbau gewonnen und zu Strom verheizt. Doch obschon das Flöz noch riesige Reserven hat, droht der Stadt ein Geisterdasein. Die CO2-lastige Energie ist nicht mehr gefragt. Den Kraftwerken fehlen die Investoren. Die Arbeiter ziehen in andere Gliedstaaten.
Ich stelle mich auf Schwerindustrie mit aufgerissener Erde, stinkenden Schloten und Endzeitstimmung ein, und bin verblüfft. Morwell ist malerisch gelegen. Sanfte Hügel, grüne Matten, weidende Kühe. Eine lose Einfamilienhaussiedlung verdichtet sich gedehnt zur Stadt. Alles. Sehr. Beschaulich.
Der Journalist macht sich an die Recherche über diese aussterbende Stadt und ich weis nicht so recht was mit der Zeit anzufangen. Also könnte ich doch unsere Ausrüstung etwas aufpeppen.
Australien ist ein grosses Land und der Mobilfunk alles andere als Flächendeckend. Deshalb führen wir Funkgeräte mit. Man weis ja nie. Zusätzlich sind die Dinger bei 7m-Fahrzeuglänge praktisch beim einparkieren. Und ausserdem ist Funken cool. Verstanden? Verstanden!
Da wir aber erst ein Gerät haben, mach ich mich auf die Jagd nach dem Gegenstück. Bei Repco, einem Autozubehörshop (gibt’s so etwas bei uns eigentlich auch?) werde ich fündig.
Da mein Wohnzimmer ja mitfährt, verziehe ich mich in die Lounge und probiere die Dinger aus. Roger. Krschhhh-pscchhh-tksch. Doch, funktioniert.
Ach ja, neue Scheibenwischerblätter brauchen wir doch eigentlich auch noch. Also zurück in den Laden, Blätter montieren und dann könnte ich doch eigentlich etwas essen.
Muss ich essen, dann muss das gute Wohnmobil ab und zu trinken. Beim tanken erinnere ich mich daran, dass ich ja auch noch Reservekanister kaufen wollte. Da standen doch welche bei Repco herum. Zurück im Laden begrüsst man mich bereits sehr freundlich und fragt, ob dies nun alles sei. Selbstverständlich bejahe ich und wir trennen uns schmunzelnd.
Zurück im Wagen mache ich ein Nickerchen. Die Sonne brennt. Es wird warm.
Als ich zum vierten Mal bei Repco durch die Einkauftüre trete, grinst die ganze Belegschaft. Dennoch werde ich gut beraten und verlasse das Geschäft mit schönen Sitzschafsfellen, welche gerade bei Hitze lange Fahrten sehr angenehm machen.
Morwell mag wohl vom Aussterben bedroht sein, am Umatz den ich heute in der Stadt generiert habe, wird es nicht liegen.
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